SAP Intelligent Asset Management: 5 Cloud-Lösungen für eine besser organisierte Instandhaltung

SAP stellt mit der Cloud-Lösung SAP Intelligent Asset Management eine kollaborative Arbeitsplattform für Hersteller, Betreiber und Dienstleister zur Verfügung. Als Arbeitselement steht die virtuelle Abbildung einer technischen Anlage im Mittelpunkt – der digitale Zwilling. Dieser dient dem Arbeitsnetzwerk als Kommunikations- und Arbeitsplattform und fokussiert sich dabei auf die Digitalisierung des Anlagenmanagements.

Inhaltsverzeichnis

Was ist SAP Intelligent Asset Management?

SAP Intelligent Asset Management (SAP IAM) ist die Cloud-Lösung von SAP für die Instandhaltung, in der Anlageninformationen zwischen Hersteller, Dienstleister und Betreiber auf einer Plattform zentral bearbeitet werden. Die neue Cloud-Lösung ist die Antwort auf Anforderungen der Industrie 4.0, um Datenmengen von Anlagen im SAP-System abzubilden und für den Instandhaltungsprozess effizient zu nutzen.

Das weltweit führende Forschungs- und Beratungsunternehmen Gartner schätzt die Anzahl der vernetzten Objekte, die ein Vielfaches an auswertbaren Daten liefern werden ((vgl. https://www.gartner.com/en/newsroom/press-releases/2017-02-07-gartner-says-8-billion-connected-things-will-be-in-use-in-2017-up-31-percent-from-2016 letzter Aufruf: 21.04.2020)), im Jahr 2020 auf etwa 20 Milliarden Stück. Big Data bietet somit die neue Basis für eine spätere Steuerung des Instandhaltungsprozesses. Datenauswertungen durch Machine Learning nehmen Einfluss auf die Effizienz der Geschäftsprozesse – so auch auf die Instandhaltung. Neue technische Möglichkeiten wie der digitale Zwilling werden künftig Prozessabläufe und die Zusammenarbeit zwischen Teilnehmern verändern.

Das Ziel von SAP definiert Hala Zeine, President SAP Digital Supply Chain, wie folgt: „Wir bieten intelligente Technologien, die unseren Kunden helfen, optimale Service- und Instandhaltungsstrategien zu definieren, zu planen, umzusetzen und zu überwachen. Sie sind dadurch in der Lage, intelligentere Entscheidungen zu treffen, die Zuverlässigkeit zu verbessern und Ausfälle zu vermeiden“. ((https://news.sap.com/germany/2018/11/intelligent-asset-management/ letzter Aufruf: 21.04.2020))

Um dieses Zeil zu erreichen, bietet das SAP IAM Portfolio folgende fünf Einzellösungen:

  • SAP Asset Intelligent Network (SAP AIN)
  • SAP Asset Strategy and Performance Management (SAP ASPM)
  • SAP Predictive Maintenance and Service (SAP PdMS)
  • SAP Predictive Engineering Insights enabled by ANSYS (SAP PEI)
  • SAP Asset Manager

Im Folgenden werden die verschiedenen Einzellösung näher erläutert.

5 Cloud-Lösungen im Überblick

SAP Intelligent Asset Management bildet das gesamte Anlagenmanagement in der Cloud ab. Die Basis der Lösung bietet das SAP Asset Intelligent Network (SAP AIN) und die Asset Central Foundation. Innerhalb der Asset Central Foundation werden die Stammdaten hochgeladen, die dann im Netzwerk des SAP AIN, zwischen Herstellern, Betreibern und Dienstleistern genutzt werden können. Der digitale Zwilling stellt als Arbeits- und Kommunikationsplattform das zentrale Element dar.

Zusätzlich wird durch die Lösung SAP Predictive Maintenance and Service (SAP PdMS) die Umsetzung der vorausschauenden Wartung, auch “Predictive Maintenance (PdM)” genannt, ermöglicht. Analyseverfahren und Machine Learning sorgen dafür, dass aus gewonnenen Datenmengen vorzeitige Informationen über bevorstehende Ausfälle erfasst werden.

Anlagenbewertungen, wie beispielsweise eine Risiko- und Kritikalitätsbewertung, lassen sich mit dem SAP Asset Strategy and Performance Management (SAP ASPM) durchführen. Hierdurch können Instandhaltungsmaßnahmen und -strategien abgeleitet werden. Eine 3D-Visualisierung des digitalen Zwillings wird im SAP Predicitve Engineering Insights (SAP PEI) umgesetzt und basiert auf den Echtzeitdaten des SAP Internet of Things Service (SAP IoT).

Durch den SAP Asset Manager kann mobil auf die Daten zugegriffen werden – online und offline. Dem Mitarbeiter wird somit ein ortsunabhängiger Datenzugriff ermöglicht, wodurch Arbeitsaufträge oder Benachrichtigungen auf dem mobilen Endgerät bearbeitet und in die Cloud synchronisiert werden können.

1. SAP Asset Intelligence Network

Die Vernetzung ist das primäre Ziel der Industrie 4.0, weshalb sich das SAP Asset Intelligent Network (SAP AIN) insbesondere auf eine Vernetzung zwischen Hersteller, Betreiber und Dienstleister fokussiert. Eine gemeinsame Datenbasis, schnelle Kommunikationswege und dezentraler Datenzugriff sorgen dafür, dass ein kollaboratives Arbeiten zwischen allen Teilnehmern ermöglicht wird.

SAP Asset Intelligence Network ist die Cloud-Lösung von SAP für eine besser organisierte Instandhaltung. Anwender teilen ihre Equipmentinformationen mit bestimmten Partnern oder dem gesamten Netzwerk. Das daraus entstehende Arbeitsnetzwerk entwickelt sich somit zu einem globalen Geräteverzeichnis mit gemeinsamen Eigenschaften.

Die kollaborative Zusammenarbeit wird insbesondere durch die Darstellung des digitalen Zwillings geprägt, der durch Echtzeit-Monitoring eine durchgängige Beobachtung technischer Anlagen ermöglicht und seinen Anwendern dadurch zu einem effizienteren Instandhaltungsprozess verhilft. Versteckte Störungen oder Abweichungen von Prozesswerten werden direkt am digitalen Zwilling sichtbar und es kann ein frühzeitiger Instandhaltungsprozess angestoßen werden.

Durch ein Festlegen von Grenzwerten besteht zudem die Möglichkeit, dass das SAP-System beim Überschreiten der Grenzwerte automatisch eine Stör- oder Warnungsmeldung ausgibt und der Dienstleister rechtzeitig, vor Ausfall der Maschine, darüber informiert wird. Der digitale Zwilling wird zum zentralen Kommunikationszentrum innerhalb des Arbeitsnetzwerks, denn über den Zwilling werden die Kommunikation, der Datenaustausch und Objektinformationen gesteuert.

Asset Central Foundation

Die Basis für das SAP AIN bildet das Asset Central, in dem die Stammdaten für die weitere Verarbeitung angelegt und anschließend im Netzwerk veröffentlicht werden. Dabei hat der Hersteller die Möglichkeit, das Produkt in den Phasen „Nicht betriebsbereit“, „Teilweise betriebsbereit“ und „Voll betriebsbereit“ innerhalb des Asset Central zu veröffentlichen.

Befindet sich das technische Objekt noch in der Entwicklungsphase, wird der Status „Nicht betriebsbereit“ vergeben. Füllt der Hersteller sein Objekt mit Informationen und das Produkt befindet sich in der Fertigung, ist der Status „Teilweise betriebsbereit“ auszuwählen. Ist das Produkt fertiggestellt, wechselt der Status auf „Voll betriebsbereit“. Durch die Unterteilung in die verschiedenen Produktphasen wird im SAP AIN der gesamte Produktlebenszyklus abgebildet und Änderungen und Fortschritte können nachvollzogen werden.

Stammdatenpflege in der Asset Central Foundation

Die Basis des SAP AIN stellt das Asset Central dar. Hier hat der Anwender die Möglichkeit, Informationen zu seinen technischen Objekten zu pflegen.

Stammdaten Asset Central (Quelle: Eigene Darstellung)

Mithilfe der Funktion “Vorlagen” kann der Anwender im digitalen Zwilling Informationen zum technischen Objekt anlegen. Diese lassen sich in Indikatoren/-gruppe, Warnungstyp/-gruppe, Ursachen und Schadensbild, sowie die Attribut/-gruppe unterteilen und füttern den digitalen Zwilling mit Objektinformationen. Bilder oder 3D-Animationen können als „Dokumente“ angelegt werden und dienen der späteren Visualisierung des Equipments.

Für eine spätere Nutzung des technischen Objekts hat der Hersteller die Möglichkeit, „Arbeitsanweisungen“ für das jeweilige Objekt anzulegen. Hiermit gibt der Hersteller dem Betreiber direkte Vorgaben für Wartungsabläufe, die für das technische Objekt durchzuführen sind. Der Arbeitsanweisung können Bilder und 3D-Animationen mitgegeben werden, um den Arbeitsschritt genauer zu beschreiben. Außerdem können benötigte Ersatzteile und Dokumente angehängt werden, damit der durchführende Mitarbeiter direkt mit dem Instandhaltungsprozess starten kann.

Zusammenzuführen sind die Vorlagen, Arbeitsanweisungen und Dokumente in einer „Modellvorlage“. Dieses Template dient als spätere Vorlage für ein Modell, welches im SAP AIN angelegt werden soll. Je detaillierter die Modellvorlage gepflegt ist, desto geringer ist der Aufwand der späteren Equipment-Pflege. Anschließend wird aus dem Modell das „Equipment“ erstellt.

Abhängigkeiten der Stammdaten bei Equipmenterstellung (Quelle: Eigene Darstellung)

Die oben dargestellte Abbildung zeigt die Abhängigkeit der verschiedenen Stammdaten bei einer Equipment-Erstellung. Ist das Equipment erstellt, kann der Hersteller es mit dem gesamten oder einem selbst erstellten Arbeitsnetzwerk teilen.

Einbindung externer Systeme

Für die kollaborative Arbeitsform und die Erstellung des digitalen Zwillings müssen im SAP AIN zunächst Grundeinstellungen getätigt werden. Das Portfolio des SAP Intelligent Asset Management wird dadurch definiert, dass „Data Lakes“ von technischen Objektinformationen für die Instandhaltung genutzt werden können. Hierfür müssen im SAP AIN die externen Systeme, die für die Datenübertragung benötigt werden, integriert werden. Folgende externe Systeme können eingestellt werden:

  • SAP ERP / S/4HANA
  • SAP Service Cloud
  • SAP Ariba
  • SAP Predictive Maintenance and Service
  • SAP Cloud Platform Internet of Things 4.0
  • SAP Cloud Platform Integration
  • SAP Commerce Cloud
  • sonstige externe Systeme
  • SAP Cloud Platform Internet of Things 2.0

Rollen, Berechtigungen und Datenschutz

Das SAP AIN dient als kollaborative Plattform, weshalb Rollen, Berechtigungen und dem Datenschutz eine wichtige Bedeutung zukommt. Über die SAP Cloud Platform lassen sich Rollen und Berechtigungen für die jeweilige Cloud-Lösung des SAP IAM einstellen, sodass eine Organisationsstruktur übertragen werden kann. Das umfangreiche Rollenangebot lässt sich in verschiedene Rollengruppen zuschneiden, die das Einstellen individueller Lösungen ermöglichen. Werden Dokumente vom Anwender in die Cloud-Lösung hochgeladen, lassen sich diese nach folgender Datensensibilisierung kategorisieren:

  • keine vertraulichen Daten
  • personenbezogene Daten
  • sensible personenbezogene Daten

Zusätzlich lässt sich der Vermerk „intern“ bei der Vertraulichkeit setzen, wodurch kein anderer Anwender innerhalb eines Netzwerks Zugriff auf die jeweiligen Daten hat. Der Aufbau eines Netzwerks ist essenziell für die Arbeit mit dem SAP AIN. Standardmäßig bietet SAP drei verschiedene Kategorien von Netzwerken an:

  • meine Teilnehmer
  • öffentlich
  • meine verbundenen Partner

Darüber hinaus lassen sich auch eigene Arbeitsnetzwerke mit ausgewählten Geschäftspartnern aufbauen. Somit wird verhindert, dass Unbefugte Zugriff auf sensible Daten erhalten. Der Zugriff auf geteilte Datensätze innerhalb des eigenen Netzwerks lässt sich weiter durch die Vergabe von Schreib- und Leserechten einschränken.

Der digitale Zwilling

Unter dem Begriff „digitaler Zwilling“ versteht die CONET Business Consultants GmbH die virtuelle Abbildung eines realen Objektes während des gesamten Lebenszyklus. Echtzeitdaten liefern Informationen über die Performance des Objekts und eine vorausschauende Instandhaltung wird ermöglicht.

Der digitale Zwilling repräsentiert das reale Objekt, indem er die in Echtzeit verfügbaren Sensordaten aufbereitet im System darstellt. Hierdurch entstehen für die Unternehmen neue Möglichkeiten, ihre Objekte zu überwachen und Störungen frühzeitig zu erkennen. Gerade für die Instandhaltung stellt der digitale Zwilling eine Arbeitserleichterung dar, denn durch das Monitoring wird in Echtzeit die aktuelle Performance des Objekts abgefragt und frühzeitig auf potenzielle Störungen aufmerksam gemacht.

Als zentrale Arbeitsplattform bietet der digitale Zwilling die Möglichkeit, dass alle Teilnehmer dezentral auf die Performance-Informationen des Zwillings zugreifen können – Hersteller, Betreiber und Dienstleister arbeiten somit gemeinsam auf einer kollaborativen Plattform. Dadurch können reaktive Instandhaltungsmaßnahmen verringert werden, da der Hersteller den Betreibern alle nötigen Unterlagen für einen Maschinenausfall am digitalen Zwilling zur Verfügung stellt. Das weltweit führende Forschungs- und Beratungsunternehmen Gartner veröffentlicht jährlich einen „Hype cycle“ ((https://www.gartner.com/smarterwithgartner/5-trends-emerge-in-gartner-hype-cycle-for-emerging-technologies-2018/ letzter Aufruf: 21.04.2020)) in dem die aktuellen Technologietrends vorgestellt werden.

Nicht nur Gartner sieht den digitalen Zwilling als technischen Trend an, sondern auch viele weitere Unternehmen aus den verschiedensten Branchen. Thomas Kaiser, Senior Vice President für den Bereich IoT bei SAP, beschreibt die Wichtigkeit des digitalen Zwillings wie folgt: „Digitale Zwillinge werden zu einer geschäftlichen Notwendigkeit, denn sie decken den gesamten Lebenszyklus einer Anlage oder eines Prozesses ab und bilden die Grundlage für vernetzte Produkte und Services.“ ((https://news.sap.com/germany/2017/01/top-digital-trend-2017-gartner/ letzter Aufruf: 21.04.2020))

Diese Aussage unterstreicht auch eine durch Gartner durchgeführte Studie, in der 599 Unternehmen aus China, Deutschland, Großbritannien, Indien, Japan und den USA befragt wurden. ((vgl. https://www.gartner.com/en/newsroom/press-releases/2019-02-20-gartner-survey-reveals-digital-twins-are-entering-mai letzter Aufruf: 21.04.2020)) Dabei gaben 13 Prozent der befragten Unternehmen an, den digitalen Zwilling bereits zu nutzen, weitere 62 Prozent haben die Umsetzung eines digitalen Zwillings hoch priorisiert. 45 Prozent der Unternehmen verwenden den digitalen Zwilling für das Monitoring von Wartungsdaten, die durch das technische Objekt gesammelt werden.

Vielversprechend für den Einsatz und die Umsetzung des digitalen Zwillings ist die steigende Anzahl an Objekten, die mit Sensorik ausgestattet sind. Alte technische Objekte werden mit Sensorik nachgerüstet und neuere Generationen sind bereits vollumfänglich ausgestattet. Damit steigt auch die Vernetzung von Objekten innerhalb der Unternehmen, die von Gartner bis zu diesem Jahr sogar auf etwa 20 Milliarden Objekte weltweit geschätzt wird.

Der digitale Zwilling im SAP Asset Intelligence Network

Im SAP Intelligent Asset Management wird der digitale Zwilling im SAP AIN dargestellt und Hersteller, Betreiber sowie Dienstleister eines Arbeitsnetzwerks können auf den digitalen Zwilling dezentral zugreifen.

SAP Asset Intelligence Network (Quelle: Eigene Darstellung)

Von der kollaborativen Arbeit kann jedes Mitglied des Netzwerks profitieren und der digitale Zwilling kann zum Vorteil für die eigenen Prozessabläufe genutzt werden. Der Hersteller liefert im Asset Central alle wichtigen Equipmentinformationen, auf die der Betreiber zugreifen kann. Der Betreiber wiederum liefert die Echtzeitdaten des Equipments dem System und sorgt so für die Abbildung des digitalen Zwillings.

Der Hersteller nutzt die Echtzeitdaten für Produktverbesserungen. Der Dienstleister bietet den Instandhaltungsservice für das technische Objekt an und wird entweder vom Betreiber oder automatisch durch den digitalen Zwilling über eine (mögliche) Störung informiert. Im SAP AIN lässt sich über das Echtzeit-Monitoring die Performance direkt am Equipment nachvollziehen.

Durch die Auswahl verschiedener Sensoren kann der Anwender darüber entscheiden, welche Equipmentinformationen im Diagramm angezeigt werden sollen.

Digitaler Zwilling im SAP AIN (Quelle: Eigene Darstellung)

Anwendernutzen des SAP AIN

Hersteller

  • direkte Kommunikation mit Betreiber und Dienstleister im Arbeitsnetzwerk sorgt für mehr Transparenz
  • Zugriff auf Echtzeitdaten ermöglicht eine zukünftige Produktverbesserung
  • einmalige Pflege von Modellen und den dazugehörigen Dokumenten senkt den Arbeitsaufwand

Betreiber

  • Benachrichtigungen oder Verbesserungsvorschläge können direkt über die Plattform an Hersteller und Diensteister gesendet werden
  • vorgegebene Wartungspläne der Hersteller sorgen für geringeren administrativen Planungsaufwand sowie eine erhöhte Anlagenverfügbarkeit
  • über eine einzige Plattform besteht direkter Kontakt zu Herstellern und Dienstleistern
  • Reduzierung der Stammdatenpflege und Steigerung der Datenqualität

Dienstleister

  • Kontakt zu Herstellern und Betreibern auf einer Plattform ermöglicht neue Geschäftsmodelle
  • Zugriff auf eine verlässliche Datenbasis und -historie
  • effizientere Umsetzung von Instandhaltungsmaßnahmen

2. SAP Asset Strategy and Performance Management

Das SAP Asset Strategy and Performance Management (SAP ASPM) ist die jüngste Erweiterung des SAP-IAM-Portfolios. Zusammen mit dem SAP Leonardo Internet of Things (IoT) werden Anlagen miteinander vernetzt und in Unternehmensprozesse, wie beispielsweise Wartungsmanagement, Fertigung, Finanzwesen oder Personalwirtschaft, eingebunden.

Die durch das SAP IoT gesammelten Anlagendaten werden im SAP Asset Strategy and Performance Management für die Messung der aktuellen Anlagenleistung genutzt. Auf dieser Datenbasis werden zukünftige Ausfälle kalkuliert und kategorisiert. Durch Kritikalitätsbewertungen und Segmentierungen der Anlagen werden die Anwender bei der Wahl der richtigen Wartungsstrategie unterstützt. Bei der Beurteilung des Ausfallrisikos der Anlage wird anhand eines Scores deutlich, welche Auswirkungen der Anlagenausfall für den restlichen Wertschöpfungsprozess haben könnte.

Risiko- und Kritikalitätsbewertung (Quelle: Eigene Darstellung)

Die Anzeige von historischen Anlagen- und Echtzeitdaten ermöglicht dem Anwender seine Wartungsstrategien, Investitionsplanung sowie Maßnahmen für das Risikomanagement effizienter zu gestalten und die Anlagenverfügbarkeit zu steigern.

3. SAP Predictive Maintenance and Service

Die größte Herausforderung innerhalb der Industrie 4.0 ist die gesammelte Menge an Maschinendaten zu analysieren und gewinnbringende Informationen für Geschäftsprozessverbesserungen abzuschöpfen und so eine Verschmelzung zwischen physischer und digitaler Ebene herzustellen. In der Praxis ist die Instandhaltungsstrategie unter der “vorhersagenden beziehungsweise voraussagenden Instandhaltung” und im Sprachgebrauch der Industrie 4.0 unter dem Namen „Predictive Maintenance“ oder kurz PdM bekannt.

Die Unternehmen haben erkannt, dass die geplante Instandhaltung auch dann durchgeführt wird, wenn der Nutzungsvorrat der Anlage noch nicht aufgebraucht ist. Unternehmen stellen deshalb die zustandsorientierte Instandhaltung in den Fokus, wodurch Anlagen erst bei Bedarf gewartet werden.

Zukünftig spielt die vorausschauende Wartung allerdings die wichtigste Rolle. Das primäre Ziel der vorausschauenden Instandhaltung ist es, anhand der Objekt- oder Komponentenperformance im digitalen Zwilling eine verdeckte Störung zu erkennen und die Überprüfung durch einen Service-Techniker rechtzeitig, noch vor Anlagenausfall, zu beauftragen. Dadurch können Ersatzteile rechtzeitig beschafft und Wartungsmaßnahmen priorisiert werden.

Ausgangspunkt sind hier „Data Lakes“ aus Anlageninformationen, die durch Analyseverfahren und Machine Learning den Anwendern die Möglichkeit bieten, eine potenzielle Störung bereits im Vorfeld ausfindig zu machen. SAP Predictive Maintenance and Service unterstützt Unternehmen darin, diese Informationen gewinnbringend für den Instandhaltungsprozess zu nutzen. Der Strategieansatz wird wie folgt umgesetzt:

  • Messen: Das technische Objekt ist mit Sensoren ausgestattet und sendet Echtzeitdaten an das SAP-System
  • Überwachen, analysieren, vorhersagen: Durch Algorithmen und Machine Learning wird eine Störungsvorhersage durch das System ermöglicht
  • Handeln: Durch die frühzeitigen Informationen einer potenziellen Störung kann der Dienstleister rechtzeitig benötigte Ersatzteile beschaffen

4. SAP Predictive Engineering Insights enabled by ANSYS

SAP Predictive Engineering Insights enabled by ANSYS (SAP PEI) ist ein Produkt, das dem Anwender die Möglichkeit bietet, in Echtzeit einen visualisierten Objektzustand abzurufen. Der digitale Zwilling wird hier als Simulation eines technischen Objekts im System sichtbar. Wie das SAP AIN, SAP PdMS und SAP ASPM gehört das SAP PEI zum Portfolio des SAP Intelligent Asset Management und ist über die SAP Cloud Platform abrufbar.

Die Basis für die Visualisierungsumsetzung bilden Echtzeitdaten des SAP IoT Service, die im digitalen Zwilling des SAP PEI in der 3D-Simulation sichtbar werden und eine Simulation historischer, gegenwärtiger und zukünftiger Objektleistungen ermöglichen. Durch die Simulation von Wartungsmaßnahmen oder Produktionsdurchläufen am digitalen Zwilling lassen sich Optimierungen für zukünftige Leistungen anstreben. Es können Kräfte, Belastungen und die daraus resultierende Materialermüdung des technischen Objekts gemessen werden. Als Datenbasis für die 3D-Animation dienen die Stammdaten aus dem Asset Central, mit denen das 3D-Modell konstruiert werden kann.

5. SAP Asset Manager

Für Unternehmen mit mehreren, verteilten Produktionsanlagen und -stätten stellt die Zustandsüberwachung technischer Anlagen eine Herausforderung dar, die durch die mobile Instandhaltung aufgefangen wird. Denn die mobile Arbeitsweise bietet den Vorteil, dass Mitarbeiter ortsunabhängig den elektronischen Datenaustausch von Planung und Ausführung der Instandhaltung durchführen können. Gleichzeitig erhält der Mitarbeiter alle benötigten Informationen zur Instandhaltungsmaßnahme direkt auf sein mobiles Endgerät und kann die Ist-Daten nach Maßnahmendurchführung ins System synchronisieren.

SAP bietet für die mobile Instandhaltung den SAP Asset Manager in seinem Instandhaltungsportfolio an. Dabei handelt es sich um eine Cloud-basierte App-Anwendung, die für iOS und Android erhältlich ist. Die mobile Lösung lässt sich nahtlos in bestehende On-Premises- und Cloud-Systeme integrieren. Somit können Daten aus SAP ERP / S/4HANA und den neuen Cloud-Lösungen SAP Asset Intelligence Network, SAP Asset Strategy and Performance Management sowie SAP Predictive Maintenance and Service genutzt werden. Durch die Nutzung des digitalen Kerns des SAP S/4HANA, der SAP Cloud Platform und dem Leistungsportfolio SAP Leonardo besteht mit dem SAP Asset Manager die Möglichkeit, auf Echtzeitdaten einer technischen Anlage zuzugreifen.

Arbeitsaufträge, Benachrichtigungen, Zustandsüberwachung, Materialverbrauch, Zeiterfassung und Fehleranalysen lassen sich über die mobile Instandhaltungslösung steuern, wodurch auch die Effizienz in Arbeitsabläufen erhöht wird.

Integration zum SAP EAM (Enterprise Asset Management)

Das SAP EAM arbeitet zudem integriert mit der Cloud-Lösung von SAP für die Instandhaltung, dem SAP Intelligent Management (SAP IAM), zusammen. Wie oben beschrieben, besteht das SAP IAM aus den Lösungen SAP Intelligent Network (SAP AIN), SAP Predictive Maintenance (SAP PdMS), SAP Asset Strategy and Performance Management (SAP ASPM) und SAP Predictive Engineering Insights (SAP PEI). Es fördert die Zusammenarbeit zwischen Hersteller, Betreiber und Dienstleister auf einem gemeinsamen digitalen Zwilling, der es durch Auswertung von Echtzeitdaten erlaubt, den Weg von der reaktiven zur vorausschauenden Instandhaltung (Predictive Maintenance) zu beschreiten.

AIN Transaktionen in SAP EAM (Quelle: Eigene Darstellung)

Dabei bildet das SAP EAM als Bestandteil von SAP S/4HANA das Rückgrat dieser Instandhaltungslösung, da durch Synchronisation von Instandhaltungsdaten zwischen SAP EAM und SAP IAM die Instandhaltungsprozesse nahtlos durchgeführt werden können. Darüber hinaus kann das SAP EAM vollständig mit dem SAP Asset Manager, der mobilen Instandhaltungslösung von SAP, integriert werden.

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Über den Autor

Foto: Niklas Behnke, CONET
Consultant bei CONET Business Consultants GmbH | Beiträge

Niklas Behnke arbeitet seit 2017 bei CONET und ist Ansprechpartner für das Thema SAP Intelligent Asset Management.

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