Mythen über Free & Open Source Software: Was steckt dahinter?

Free & Open Source Software (FOSS) ist heute aus der IT-Welt kaum noch wegzudenken. Zahlreiche Unternehmen, Organisationen und Behörden setzen auf offene Softwarelösungen – sei es für Betriebssysteme, Server, Datenbanken oder moderne Cloud-Infrastrukturen. Und doch: Rund um FOSS kursieren bis heute zahlreiche Mythen und Vorurteile, die den Einsatz offener Software in einem falschen Licht erscheinen lassen.

Ist FOSS wirklich ein Sicherheitsrisiko? Fehlt es an professionellem Support? Solche Fragen begegnen uns immer wieder – und oft beruhen sie auf veralteten Vorstellungen oder Missverständnissen. In diesem Beitrag nehmen wir einige der gängigsten Mythen rund um Free & Open Source Software unter die Lupe und zeigen, was wirklich dahintersteckt.

Inhaltsverzeichnis

#tl;dr Mythen über Free & Open Source Software

  • FOSS steht für transparente, frei zugängliche Software, die kollaborativ entwickelt und flexibel eingesetzt werden kann.
  • Der Mythos mangelnder Sicherheit ist überholt: Viele FOSS-Projekte setzen auf strenge Qualitätskontrollen und ermöglichen schnellere Bugfixes.
  • Erfolgreiche Beispiele wie Python oder Kubernetes zeigen, dass FOSS weit mehr als Hobbyprojekte sind und weltweit produktiv genutzt werden.
  • Professioneller Support für FOSS ist über Servicepartner und etablierte Anbieter wie Red Hat oder Nextcloud längst verfügbar.
  • Auch wenn FOSS nicht völlig kostenfrei ist, punktet sie durch Lizenzfreiheit, Flexibilität und langfristig geringere Betriebskosten.
  • Moderne FOSS-Lösungen unterstützen offene Standards und lassen sich gut in bestehende IT-Landschaften integrieren.
  • FOSS fördert technologische Unabhängigkeit und digitale Souveränität – zentrale Aspekte für zukunftsfähige IT-Strategien.

Was ist Free & Open Source Software (FOSS)?

Free & Open Source Software (FOSS) bezeichnet Software und IT-Lösungen, deren Quellcode frei zugänglich ist und unter Lizenzen steht, die eine freie Nutzung, Veränderung und Weiterverbreitung erlauben. Dabei vereint der Begriff zwei ursprünglich getrennte Denkrichtungen:

Free Software, wie sie von der Free Software Foundation definiert wurde, stellt die Freiheit der User in den Mittelpunkt – also das Recht, Software für jeden Zweck einzusetzen, ihren Code zu untersuchen und zu verändern sowie sie weiterzugeben. Es geht hier explizit um ethische und gesellschaftliche Prinzipien wie Nutzerautonomie, Transparenz und digitale Souveränität.

Foto: Mann sitzt vor Monitor mit Code-Zeilen Open Source Software hingegen legt den Fokus stärker auf die praktischen Vorteile offener Entwicklungsmodelle – etwa die bessere Code-Qualität durch Community-Reviews, schnellere Innovation oder die Vermeidung von Anbieterabhängigkeiten. Der Begriff wurde Ende der 1990er-Jahre geprägt, um auch Unternehmen für offene Softwareentwicklung zu gewinnen.

FOSS steht damit für einen gemeinsamen Nenner: Software, die nicht hinter verschlossenen Türen entsteht, sondern offen, überprüfbar und kollaborativ weiterentwickelt wird. Im Gegensatz zu proprietärer Software, deren Code verborgen bleibt und deren Nutzung meist stark eingeschränkt ist, bietet FOSS maximale Transparenz, weitreichende Wahlfreiheit – und echte technologische Unabhängigkeit.

Mythos #1: FOSS ist unsicher

Oft wird FOSS als unsicher und nicht vertrauenswürdig angesehen. Kleinere Projekte haben keine ausgefeilten Strukturen und finanziellen Ressourcen und sind nur von wenigen Entwicklerinnen und Entwicklern abhängig, die in ihrer Freizeit entwickeln. Dadurch können auch veraltete oder lückenhafte Dokumentationen entstehen, die den Einstieg und die richtige Verwendung von FOSS erschweren. Verwaiste Projekte können Sicherheitslücken aufweisen, die wegen fehlender Ressourcen nicht mehr geschlossen werden. Dadurch entsteht der Eindruck, FOSS wäre von schlechterer Qualität und würde viele Bugs beinhalten.

Dies trifft aber nur auf die wenigsten Projekte zu. Große Projekte, wie beispielsweise der Linux-Kernel, haben klare Strukturen und Organisationen im Hintergrund, die eine reibungslose Weiterentwicklung ermöglichen. Der offene Ansatz ist dabei alles andere als unsicher, da unabhängige Reviews und Audits des Quellcodes möglich sind. Neuer Code wird erst nach automatisierten Reviews, zum Beispiel durch statische und dynamische Codeanalysen sowie der manuellen Codeprüfung, im Mehr-Augen-Prinzip integriert. Dadurch können auftretende Bugs und/oder Schwachstellen häufig schneller entdeckt und entsprechend gefixt werden.

FOSS ist also keineswegs per se unsicherer; im Gegenteil eröffnet der offene Entwicklungsprozess weitreichende Möglichkeiten zur kontinuierlichen Qualitätskontrolle und raschen Fehlerbehebung. Gerade dadurch kann es in puncto Sicherheit und Stabilität sogar die Nase vorn haben.

Mythos #2: FOSS sind nur Hobbyprojekte

Kleinere Open-Source-Projekte, die etwa im Rahmen eines Studiums oder neben dem Hauptberuf einzelner Entwicklerinnen und Entwickler entstehen, kommen oft nicht über den Status der „One-Human-Show“ hinaus. Die Entwicklerinnen und Entwickler sind dann schlecht oder gar nicht erreichbar oder verlieren aufgrund von fehlender Zeit das Interesse am Projekt. Dadurch kann sich auch keine lebendige sowie starke Community bilden, die die Weiterentwicklung vorantreibt und die Wartung des Projekts übernimmt.

Projekte wie die Programmiersprache Python, der macOS-Paketmanager Homebrew oder die Containerverwaltung Kubernetes, beweisen das Gegenteil. Als Hobby- oder interne Projekte gestartet, erfreuen sie sich heute einer breiten Nutzerbasis und Community:

  • Python ist eine der beliebtesten Programmiersprachen, und aus Web-Entwicklung, Data Science oder KI-Anwendungen nicht mehr wegzudenken.
  • Homebrew wuchs schnell zur beliebtesten Paketverwaltung für macOS heran und verzeichnet weltweit Millionen von Usern.
  • Kubernetes bildet die Grundlage aller gängigen Cloud-Plattformen und wird von großen Softwareanbietern wie Google, Red Hat und Amazon weiterentwickelt.

Diese Erfolgsgeschichten verdeutlichen: FOSS ist weit mehr als reine „IT-Spielerei“ oder irgendwelche Hobbyprojekte. FOSS durchdringt längst unseren Alltag – sei es beim Streaming über Netflix, im Online-Banking oder in vielen Unternehmenslösungen. Bedeutung und Verbreitung wachsen stetig, sodass wir de facto alle Teil dieser lebendigen FOSS-Community sind.

Mythos #3:  Bei FOSS gibt es keinen professionellen Support

Hartnäckig hält sich auch der Mythos, dass es bei der Verwendung von FOSS keinen professionellen Support gibt. Dies hat zum Teil auch mit den verwendeten Lizenzen zu tun. Zur ihrer eigenen Sicherheit schließen viele Entwicklerinnen und Entwickler jegliche Haftung für ihre in der Freizeit entwickelte Software aus. Hilfestellungen zu Anwendungsfragen hängen dann häufig von der entsprechenden Community ab.

Doch gerade etablierte Projekte und deren kommerzielle Ökosysteme beweisen das Gegenteil: Unternehmen wie Red Hat, Proxmox oder Nextcloud bieten für ihre quelloffenen Lösungen umfassende Service‑ und Wartungsverträge inklusive SLA‑Garantien an. Darüber hinaus entwickelt sich um große Projekte eine starke Community, die bei einfachen Fragen auch gerne ohne Support-Vertrag aushilft. Kleinere Unternehmen sollten in jedem Fall gezielt entsprechende Verträge mit einem Anbieter schließen, um abgesichert zu sein.

Größere Unternehmen hingegen können eigene FOSS‑Developer einstellen und so nicht nur den laufenden Betrieb in geschäftskritischen Bereichen gewährleisten, sondern auch aktiv an der Weiterentwicklung und Implementierung neuer Funktionen mitwirken.

Mythos #4: FOSS ist gratis

IT-Architektinnen und -Entscheider führen neben der reinen Prüfung von Anforderungen an eine neu einzuführende Software auch einen Kostenvergleich der besten Lösungen durch. Dabei sollten sie beachten, dass FOSS – entgegen dem verbreiteten Mythos – keineswegs gratis, also komplett ohne Kosten, nutzbar ist. Das Personal muss für die neue Software geschult oder eine neue Administrationsrolle geschaffen werden und, wie im letzten Mythos angesprochen, sollte es auch entsprechende Wartungsverträge für die Software geben.

Trotz dieser Investitionen erweist sich FOSS im Gegensatz zu proprietärer Software oftmals als kosteneffizienter und flexibler. Fehlende Lizenzkosten ermöglichen ausgiebige Tests ohne finanzielles Risiko. Nach Abschluss etwaiger Proof‑of‑Concept‑Phasen kann die Software ohne zusätzliche Gebühren weiterbetrieben werden.

Anders als bei Abo‑Modellen, bei denen Nutzungsrechte mit Ende des Abonnements verfallen, bleiben diese bei FOSS bestehen. Statt für Lizenzen zu zahlen, wird in qualitativ hochwertigen Support investiert – sei es über Tickets, individuelle Bug‑Fixes oder maßgeschneiderte Erweiterungen.

Damit lässt sich auch der weit verbreitete Irrglaube: „Was nichts kostet, ist auch nichts“ entkräften, der FOSS häufig nachgesagt wird.

Mythos #5: FOSS lässt sich schlecht integrieren

In der oft von Microsoft und Windows dominierten internen IT-Landschaft eines Unternehmens lässt sich FOSS angeblich schlecht integrieren. Und tatsächlich werden proprietäre Protokolle von FOSS-Lösungen gar nicht oder nur sehr unzuverlässig unterstützt, da sie, beispielsweise im Trial-and-Error-Prinzip, durch Reverse-Engineering entwickelt werden müssen.

Allerdings gibt es freie Alternativen zu vielen proprietären Protokollen oder diese werden durch neue und offene Standards ersetzt. Sie können frei verwendet und implementiert werden, nicht zuletzt durch den Einsatz von FOSS-Lösungen selbst. Erfolgreiche Beispiele, die sich schon seit vielen Jahrzehnten in der IT-Landschaft etabliert haben, sind SMTP, HTTP/S oder Kerberos:

  • SMTP, das Simple Mail Transfer Protocol, wird von Mailservern für den E-Mail-Versand und -Empfang genutzt.
  • HTTP steht für Hypertext Transfer Protocol und ist eine der Grundlagen des heutigen Internets. Mittlerweile ist die verschlüsselte Variante HTTPS der Standard für den Zugriff auf Websites.
  • Kerberos stellt einen verteilten Authentifizierungsdienst bereit, der sowohl unter Linux als auch unter Windows Verwendung findet.

Mit diesen und vielen weiteren offenen Standards wird auch die Interoperabilität der Systeme und Daten gestärkt. So lässt sich ein Vendor-Lock-In vermeiden und eine echte Plattformunabhängigkeit herstellen. Moderne Applikationen setzen deshalb vor allem auf weit verbreitete Web-Technologien, die von so gut wie jedem Endgerät unterstützt werden – egal ob Computer oder Smartphone.

Fazit

Entgegen den weit verbreiteten Mythen ist Free & Open Source Software tief in der heutigen IT-Landschaft verwurzelt und nicht mehr wegzudenken. Viele Projekte erfreuen sich einer großen Nutzer- und Entwicklerbasis und auch große Cloud-Anbieter setzen FOSS für ihre Services ein und entwickeln sie weiter. Gegenüber proprietären Lösungen bietet FOSS viele Vorteile, die die Innovation und Digitalisierung voranbringen können, auch bei Ihnen!

FOSS eignet sich durch maximale Transparenz, weitreichende Wahlfreiheit und echte Unabhängigkeit auch zur Verwendung und Anpassung an individuelle Einsatzzwecke und Fachverfahren. Genau hier setzt CONET an: Als erfahrenes IT‑Beratungshaus begleiten wir Unternehmen bei der Einführung, Anpassung und Betreuung von FOSS‑Lösungen. Damit sorgen wir dafür, dass Sie FOSS nicht nur kosteneffizient, sondern auch sicher, stabil und zukunftsfähig einsetzen können.

Tauschen Sie sich mit uns auf der FrOSCon aus

Sie wollen noch mehr über Free & Open Source Software erfahren? Dann besuchen Sie uns doch am 16. und 17. August 2025 auf der 20. FrOSCon an der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg in Sankt Augustin. Vor Ort können Sie mit unseren Experten von babiel rund um das Thema FOSS ins Gespräch kommen.

Zum Event

War dieser Artikel hilfreich für Sie? Oder haben Sie weiterführende Fragen zu Free und Open Source Software? Schreiben Sie uns einen Kommentar oder rufen Sie uns gerne an.

Über den Autor

Lars Brauner arbeitet im Bereich Open Source Technical Consulting - Leistungsfeld Cloud & Managed Services. Als Consultant berät er unsere Kunden zu Open-Source-Infastruktur- und Container-Technologien und deren Automatisierung. He uses arch btw.

Senior Consultant | Website

Dirk Florin ist Senior Consultant im Bereich Open Source Technical Consulting - Leistungsfeld Cloud & Managed Services. Als Experte für Virtualisierungslösungen berät er Kunden umfassend zu VMware vSphere by Broadcom, Proxmox VE und weiteren Open-Source-Technologien.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert