Low-Code vs. Flutter: Wann sich maßgeschneiderte App-Entwicklung lohnt

Ob im öffentlichen Sektor, bei sicherheitskritischen Infrastrukturen oder in der Wirtschaft: mobile Anwendungen gehören längst zur Grundausstattung moderner Organisationen. Die Anforderungen reichen dabei von einfachen Formular-Apps bis hin zu komplexen, hochintegrierten Anwendungen mit individuellen Geschäftsprozessen und höchsten Sicherheitsstandards. Unternehmen und Behörden stehen dabei vor einer zentralen strategischen Frage: Low-Code oder Flutter? Setzt man also auf schnelle Lösungen mit Low-Code-Plattformen oder auf flexible Individualentwicklung mit einem Cross-Plattform-Framework wie Flutter? Beide Ansätze haben ihre Berechtigung, doch sie bedienen unterschiedliche Zielsetzungen und technische Rahmenbedingungen.

Dieser Artikel hilft Ihnen, die Unterschiede und Einsatzgebiete beider Ansätze besser zu verstehen. Wir geben Entscheidungshilfen, beleuchten konkrete Anwendungsfälle und zeigen, wann Low-Code sinnvoll ist und wann die Flutter-App-Entwicklung langfristig Vorteile bietet.

Foto: Frau haelt im Buero Smartphone in der Hand

Inhaltsverzeichnis

Was ist Low-Code?

Low-Code-Plattformen ermöglichen die App-Entwicklung mit minimalem Programmieraufwand. Durch visuelle Entwicklungs-Tools, Drag-and-Drop-Oberflächen und vorgefertigte Bausteine können Applikationen schnell erstellt und angepasst werden. Das Ziel: Entwicklung beschleunigen und Fachabteilungen stärker einbinden. So können Applikationen durch einheitliche Tools, Designrichtlinien und Schnittstellen schnell umgesetzt und erweitert werden.

Typische Merkmale von Low-Code:

  • visuelle Modellierung statt manuellem Coding
  • wiederverwendbare Komponenten und Templates
  • integrierte Workflows und Datenmodelle
  • Oft Cloud-basiert mit eingeschränktem Zugriff auf Systemebene

Stärken: Schnelle Ergebnisse, ideal für einfache Prozesse, geringe Einstiegshürde
Schwächen: Eingeschränkte Individualisierbarkeit, oft kostenintensive Lizenzmodelle, Plattformen müssen auf Sicherheits- und Compliance-Funktionen geprüft werden

Was ist Flutter?

Flutter ist ein Open-Source-Framework von Google zur plattformübergreifenden Entwicklung von mobilen Apps sowie Web-, Desktop und Embedded-Anwendungen – mit nur einer einzigen Code-Basis. Das reduziert nicht nur den Entwicklungs- und Testaufwand, sondern sorgt auch für eine konsistente Nutzererfahrung über alle Endgeräte hinweg.Außerdem ist es mit Flutter möglich direkt auf native Funktionen zuzugreifen, so können zum Beispiel Gerätekamera, Bluetooth, NFC oder GPS genutzt werden.

Typische Merkmale von Flutter:

  • native Performance durch eigene Engine (keine WebView / Browser-Ansicht)
  • einheitliche Code-Basis für Android, iOS, Web, Desktop und Embedded
  • volle Kontrolle über UI, Logik und Sicherheit
  • große Community und wachsendes Ökosystem

Stärken: Hohe Flexibilität, volle Kontrolle, geeignet für komplexe Anforderungen
Schwächen: Höhere initiale Entwicklungsaufwände, stärkerer Bedarf an erfahrenen Entwicklerinnen und Entwicklern

Im nächsten Abschnitt betrachten wir die wichtigsten Entscheidungskriterien, um den passenden Weg für Ihr Projekt zu finden.

Low-Code vs. Flutter: Kriterien zur Auswahl der richtigen Technologie

Die Entscheidung zwischen Low-Code-Plattformen und einem Framework wie Flutter sollte nicht pauschal getroffen werden. Jedes Projekt bringt individuelle Anforderungen mit sich – technisch, organisatorisch und strategisch.

Grad der Individualisierung, Komplexität und Systemintegration

Benötigt das Projekt ein spezifisches Design, eine besondere Nutzerführung oder spezielle Interaktionen? Wie komplex ist die Geschäftslogik und Datenverarbeitung? Sind umfangreiche (spezielle oder proprietäre) Schnittstellen zu bestehenden Systemen, Legacy-Architekturen, Authentifizierungsdiensten oder Fachverfahren erforderlich? Sind besondere Anpassungen für die Barrierefreiheit nötig?

Sicherheits- und Compliance-Anforderungen

Wird eine vollständige Kontrolle über die Datenflüsse, Speicherung und Verschlüsselung benötigt? Gibt es einen hohen Dokumentationsbedarf oder den Bedarf an Nachvollziehbarkeit?

Time-to-Market vs. langfristige Wartbarkeit

Ist es ein Minimum-Viable-Product (MVP), Proof-of-Concept (PoC), Pilotprojekt oder eine kurzfristige/temporäre Lösung? Soll die Lösung langfristig weiterentwickelt und gewartet werden? Sind die kommenden Anforderungen schon klar?

Kostenstruktur und Lizenzmodell

Wie hoch ist das Budget? Welche Budgets sind für Wartung, Lizenzen, Abo-Modelle, Hosting, Administrierung, etc. eingeplant?

Empfehlung: Entscheidung entlang strategischer Leitplanken

Kriterium Individualentwicklung mit CONET Low-Code mit CONET
Komplexität / Fachlogik Hohe Geschäftslogik, komplexe Schnittstellen Standardisierte Prozesse, einfache Business-Logik
Design / UX-Anforderungen Maßgeschneidertes UI/UX-Design, frei definierbar Design durch Plattform-Vorgaben begrenzt, aber modern
Integrationstiefe Tiefe Backend-Integrationen, Legacy-Systeme, SAP etc. Gute Integration möglich, aber oft eingeschränkt oder über Konnektoren
Plattformabdeckung (iOS/Android) Nativ oder Cross-Plattform (z.B. Flutter) frei wählbar Cross-Plattform standardmäßig, mit Plattformlogik abstrahiert
Time-to-Market Langfristiger Ansatz, ideal für stabile Produkte Schnelle Umsetzung durch visuelle Entwicklung
Kosten (Projekt & Betrieb) Höher initial, langfristig planbarer Günstiger Einstieg, evtl. Lizenzkosten über Jahre
Wartung & Erweiterung Flexibel, unabhängig vom Hersteller Abhängig von Plattform und Dienstleister
Nachhaltigkeit & Lock-in Offen, wenn quelloffen oder dokumentiert Plattformabhängig, mögliches Vendor-Lock-in
Sicherheits- / Datenschutzanforderungen Voll steuerbar, inkl. BSI- oder DSGVO-konformer Architekturen Plattformabhängig – Hosting/Deployment ggf. einschränkend

Im nächsten Abschnitt werfen wir einen Blick auf typische Anwendungsfälle beider Ansätze in der Praxis.

Praxisbeispiele Low-Code & Flutter

Theorie ist gut – doch erst der Blick auf konkrete Anwendungsfälle zeigt, wo der Einsatz von Low-Code oder Flutter wirklich liegen kann. In diesem Kapitel stellen wir typische Projektszenarien gegenüber und analysieren, welche Technologie jeweils besser passt.

Beispiel 1: Interne Genehmigungsprozesse in einer Behörde

Anforderung: Eine Verwaltungsabteilung benötigt eine digitale Lösung, um Anträge intern schneller zu prüfen und Genehmigungsprozesse zu standardisieren. Die App muss einfache Formulare abbilden, Statusanzeigen enthalten und in ein vorhandenes Dokumentenmanagementsystem integriert werden.

Lösung: Low-Code eignet sich hervorragend. Mit visuellen Workflows und Formulareditoren kann die App innerhalb kurzer Zeit umgesetzt werden. Die Anforderungen sind standardisiert, und es besteht keine Notwendigkeit für komplexe Geschäftslogik oder individuelle Benutzerführung.

Beispiel 2: Bürgerportal-App mit Zugriff auf mehrere Fachverfahren

Anforderung: Eine App soll Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, verschiedene Verwaltungsdienstleistungen mobil zu nutzen – zum Beispiel Meldebescheinigungen beantragen, Termine buchen oder Anträge stellen. Die App soll barrierefrei sein, sich in ein zentrales ID-Management einfügen und verschiedene Fachverfahren über Schnittstellen ansprechen.

Lösung: Flutter bietet hier klare Vorteile. Die Anforderungen an Nutzerführung, Performance, Sicherheit und Schnittstellenintegration sind hoch. Flutter ermöglicht eine individuell gestaltete, barrierefreie App mit nativen Funktionen (Push-Notifications, Offline-Modus, Kamerazugriff) und lässt sich tief in bestehende IT-Strukturen einbinden.

Beispiel 3: Prototyp einer mobilen Fachanwendung für einen Pilotbetrieb

Anforderung: Für ein Innovationsprojekt im Bereich Smart City soll ein App-Prototyp entwickelt werden, mit dem Daten von IoT-Geräten mobil visualisiert und erste Funktionen getestet werden können.

Lösung: Low-Code kann als MVP-Plattform nützlich sein, insbesondere wenn keine komplexe Benutzerinteraktion erforderlich ist. Sollten im weiteren Verlauf jedoch interaktive Karten, komplexe Diagramme oder sensorbasierte Funktionen eingebunden werden, empfiehlt sich ein Wechsel auf Flutter.

Beispiel 4: Konzernweite Außendienst-App mit Offline-Funktion

Anforderung: Ein kommunales Versorgungsunternehmen benötigt eine App für den technischen Außendienst, die auch offline funktioniert, Zugriff auf Geodaten ermöglicht und eine flexible Synchronisierung mit dem Zentralsystem bietet.

Lösung: Flutter ist hier klar im Vorteil. Offline-fähigkeit, nativer Zugriff auf Hardware-Funktionen und die Notwendigkeit einer hochperformanten, benutzerspezifischen Oberfläche sprechen gegen eine Low-Code-Lösung. Flutter bietet dafür eine robuste und maßgeschneiderte Grundlage.

Fazit

Low-Code vs. Flutter ist keine Entweder-oder-Frage, sondern hängt von Ihren Projektzielen ab. Low-Code-Plattformen bieten zweifellos einen schnellen Einstieg für klar umrissene, standardisierte Anwendungsfälle. Doch sobald es um Komplexität, Integrationstiefe, Nutzerfreundlichkeit oder Sicherheit geht, stößt Low-Code oft an seine Grenzen.

Eine Individualentwicklung, zum Beispiel mit Flutter, hingegen überzeugt dort, wo Individualität, Skalierbarkeit und langfristige Wartbarkeit gefragt sind. Mit nur einer Code-Basis lassen sich plattformübergreifende Anwendungen entwickeln, die höchsten Anforderungen gerecht werden, technisch wie wirtschaftlich.

Die richtige Wahl hängt also nicht nur von der Technologie, sondern von den kurz- und langfristigen Zielen des Projekts ab. Daher ist es wichtig die Anforderungen möglichst genau zu analysieren und zu diskutieren, welcher Ansatz der bessere ist – idealerweise mit einem erfahrenen Partner wie CONET, der beide Welten versteht und technologieoffen berät.

Unsere Empfehlung: Denken Sie Ihre digitale Lösung nicht nur bis zur Umsetzung, sondern bis zur Wartung und darüber hinaus.

Maßgeschneiderte App-Entwicklung mit CONET

Gerne unterstützt CONET bei der technologieoffenen Analyse und der Entwicklung einer maßgeschneiderten Lösung – vom Prototyp bis zum produktiven Betrieb.

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Über den Autor

Senior Developer | Website

Philipp Manstein ist Senior Developer bei CONET. Er entwickelt nachhaltige mobile Anwendungen – sowohl nativ als auch Cross-Platform – mit dem Anspruch, nutzerfreundliche und zukunftssichere Lösungen zu schaffen.

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